Chronische Schmerzen gehören zu den häufigsten Anwendungsgebieten für medizinisches Cannabis. Der Artikel beleuchtet die aktuelle Studienlage, Erfahrungen aus der Schmerztherapie sowie Perspektiven für Patient:innen und Ärzt:innen in Deutschland.
Marlene Kräuter
08 Apr 2025 • 5 min read
Chronische Schmerzen betreffen Millionen Menschen in Deutschland und schränken Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und psychisches Wohlbefinden erheblich ein. In den letzten Jahren rückt medizinisches Cannabis als alternative oder ergänzende Therapieform zunehmend in den Fokus – getragen von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Erfahrung zahlreicher Schmerztherapeut:innen.
Chronische Schmerzen sind solche, die länger als drei bis sechs Monate andauern und nicht mehr nur ein Symptom, sondern selbst zu einer eigenständigen Erkrankung geworden sind. Häufige Formen sind:
Standardtherapien – darunter Analgetika, Antidepressiva und physiotherapeutische Maßnahmen – bleiben oft unzureichend wirksam oder bringen erhebliche Nebenwirkungen mit sich.
Medizinisches Cannabis enthält vor allem zwei pharmakologisch relevante Wirkstoffe:
Diese Cannabinoide interagieren mit dem Endocannabinoid-System des Körpers, das an der Regulation von Schmerzempfinden, Schlaf, Appetit und Stimmung beteiligt ist. Über die Aktivierung von CB1- und CB2-Rezeptoren kann eine Modulation chronischer Schmerzsignale erreicht werden.
Die Studienlage zur Wirksamkeit von Cannabis bei chronischen Schmerzen ist heterogen, aber zunehmend positiv:
Trotzdem bestehen methodische Herausforderungen: Placeboeffekte, Dosierungsunterschiede, und die Vielfalt an Cannabis-Präparaten erschweren direkte Vergleiche.
Viele Schmerztherapeut:innen berichten über positive Effekte von Cannabis auf:
Patient:innen beschreiben insbesondere bei Versagen klassischer Therapien eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Zugleich betonen Ärzt:innen, dass Cannabis kein Wundermittel sei und sorgfältig in ein ganzheitliches Behandlungskonzept integriert werden müsse.
Seit dem "Cannabis-Gesetz" von 2017 ist medizinisches Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen auf Rezept erhältlich. Voraussetzung ist:
Allerdings gestaltet sich der Zugang für Patient:innen weiterhin oft schwierig:
Mehrere Entwicklungen deuten auf einen Wandel:
Langfristig könnten personalisierte Cannabinoid-Therapien – abgestimmt auf Genetik, Schmerztyp und Begleiterkrankungen – die Behandlung revolutionieren.
Fazit:
Medizinisches Cannabis bietet vielen Menschen mit chronischen Schmerzen neue Hoffnung – insbesondere dort, wo klassische Therapien versagen. Eine evidenzbasierte, individuell angepasste Anwendung und der Abbau regulatorischer Hürden könnten den Weg für eine breitere, sichere Nutzung in Deutschland ebnen.
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